Zunächst soll ein Haus entstehen, ein behutsamer Zufluchtsort für trauernde Menschen – ein Ort, an dem bis zu sieben Herzen, die Schweres tragen, für eine Zeit lang ein Dach bekommen dürfen. Die Länge des Aufenthalts bleibt offen. Manche werden vielleicht nur ein paar Tage durchatmen wollen, ein verlängertes Wochenende, um die Welt für einen Moment draußen zu lassen. Andere werden länger bleiben – Wochen, vielleicht bis zu drei Monate, und in besonderen Situationen auch darüber hinaus –, bis sie wieder einen sicheren Boden unter den Füßen spüren.

Dieses Haus soll ein Ort sein, zu dem man immer wieder zurückkehren darf. Wenn die Wunden an Jahrestagen erneut aufreißen, an Geburtstagen, Todestagen oder in der Weihnachtszeit, wenn der Schmerz besonders laut wird. Dann soll hier Raum sein, um sich halten zu lassen.

Wir möchten außerdem regelmäßige Nachsorge-Wochenenden anbieten, sanfte Begleitung auf dem Weg durch die Trauer hindurch. Seminare werden entstehen – zu verschiedenen Facetten des Trauerns, zur heilsamen Arbeit mit dem Körper, zu kreativen Ausdrucksformen in Zeiten innerer Krisen. Neben unserer eigenen Erfahrung und Kompetenz werden wir immer wieder einfühlsame, externe Seminarleiter·innen einladen, die diesen Ort durch ihre Perspektiven bereichern.

Ein Haus für die Trauer – aber vor allem ein Haus für die, die trauern. Ein Ort, an dem Schmerz da sein darf und zugleich leise Hoffnung wachsen kann.

Im Hellen Haus wird tagsüber immer mindestens eine Ansprechpartnerin da sein – ein Mensch, der zuhört, hält, begleitet. Und auch in der Nacht bleibt niemand allein: Eine 24-stündige Rufbereitschaft sorgt dafür, dass akute Krisen aufgefangen werden können, wenn sie sich zeigen. Die diensthabende Begleitung ist auch außerhalb der Kernzeiten erreichbar, damit niemand im Moment größter Verletzlichkeit warten muss. Zugleich trägt auch die Gruppe selbst: Menschen, die sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden, stützen einander, teilen Fähigkeiten, Erfahrungen und Nähe. Sie geben einander Halt und schaffen einen sozialen Rahmen, der trägt, wenn die eigene Kraft gerade zu leise geworden ist.

Um diesen Zusammenhalt zu nähren, gibt es über den Tag verteilt sanfte, freiwillige Angebote:

    • ein gemeinsamer Morgenkreis, um miteinander in den Tag zu finden

    • Qi Gong, um Körper und Atem wieder zu spüren

    • weitere Gesprächskreise, die Raum für das Unsagbare lassen

    • kreative Angebote, in denen Trauer Ausdruck finden darf

    • gemeinsames Kochen, das Wärme und Alltag zurückbringt

    • die Möglichkeit, im Garten gemeinsam etwas wachsen zu lassen

Auch tiergestützte Begleitung ist geplant – behutsame Begegnungen, die Trost schenken können. Einzelgespräche sind jederzeit möglich, wenn jemand einen geschützten Raum für sich allein braucht. Dabei gilt immer: Alles ist ein Angebot, nichts eine Pflicht. Rückzug ist ebenso willkommen wie Gemeinschaft. Wir möchten eine „Familie auf Zeit“ schaffen – einen behutsamen Verbund, in dem jede*r genau den Platz finden darf, der im Moment gut tut.

Im Gegensatz zu Reha-Kliniken soll der Tag im Hellen Haus nicht streng durchstrukturiert sein. Er darf sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten, die gerade hier sind. Denn Trauer ist keine Krankheit – sie ist ein natürlicher, oft überwältigender Prozess nach einem schmerzhaften Verlust. Sollte dennoch Unterstützung jenseits unserer Möglichkeiten nötig sein, wird die Anbindung an Ärztinnen und Psychologinnen vor Ort sichergestellt. Auch bei organisatorischen Fragen, etwa zur Beantragung von Hinterbliebenenrenten oder anderen Hilfen, stehen entsprechende Beratungsangebote zur Verfügung.

Ein Ort, der hält. Ein Ort, an dem man atmen darf. Ein Ort, der Trauer in all ihren Formen mit offenen Armen empfängt.

Die Lage des Hauses – eingebettet in stille, atmende Natur – öffnet einen Raum, in dem die Umgebung selbst zu einer sanften, heilenden Begleiterin wird. Gleich vor der Tür beginnen Wege, die zu ruhigen Spaziergängen einladen. Kein Verkehrslärm stört den Schlaf, keine Hektik drängt sich dazwischen. Die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse – nach Nahrung, die wir gemeinsam zubereiten, nach Ruhe, nach Gemeinschaft und ebenso nach Rückzug – können jederzeit gestillt werden.

Wir möchten einen Ort erschaffen, an dem die Welt für einen Moment stillzustehen scheint. Ein Ort, an dem der Alltag leiser wird und die Bedürfnisse der Gäste im Mittelpunkt stehen, damit sie gestärkt, mit neuer Kraft und mit anderen Blickwinkeln in ihr gewohntes Leben zurückkehren können. So entsteht eine wertvolle Form der Prävention: Wir unterstützen natürliche, gesunde Trauerprozesse und helfen dabei mit, das Risiko für daraus entstehende psychische Erkrankungen zu verringern.

Dabei bieten wir ausdrücklich keine klassische Therapie an. Vielmehr verstehen wir uns als Begleiterinnen, die eine Lücke zwischen bestehenden Unterstützungsangeboten schließen und Trauer wieder als das betrachten, was sie ist: ein tiefer, schmerzhafter, aber ganz normaler menschlicher Prozess. Ein Aufenthalt im Hellen Haus kann ergänzend zu psychotherapeutischen Behandlungen genutzt werden und findet, wenn gewünscht, in enger Abstimmung mit den jeweiligen Therapeutinnen statt. Er ersetzt jedoch weder Psychotherapie noch ärztliche Betreuung.

Im Mittelpunkt steht immer die individuelle Lebenssituation jedes einzelnen Menschen. Anders als in Kliniken mit festgelegten Abläufen entsteht unser gemeinsamer Weg aus dem, was die Gäste mitbringen – aus ihren Bedürfnissen, ihrem Tempo, ihrer Geschichte. Die begrenzte Platzzahl macht diese persönliche Begleitung möglich. Innerhalb eines sanften Rahmens wird das Angebot stets mit den anwesenden Gästen abgestimmt und von der Gruppe selbst mitgestaltet.

Ein Ort, der mit atmet. Ein Ort, der trägt. Ein Ort, an dem Trauer Raum findet und Menschsein sein darf.